Mit dem Standardentwurf „IFRS 4 Insurance Contracts – Phase II“ hat sich die Bilanzierung versicherungstechnischer Verpflichtungen im Rahmen der internationalen Rechnungslegung weiter konkretisiert. Als Bewertungskonzept wird der „Current Fulfilment Value“ verfolgt. Dieser Ansatz hat, nicht ungewollt, große Ähnlichkeit zur sog. „marktkonsistenten Bewertung“ in der Solvenzbilanz des künftigen Versicherungsaufsichtsregimes Solvency II.
In dem Workshop wollen wir herausarbeiten, welche Auswirkungen die Umsetzung der Reformvorschläge auf die Bilanzierung von Versicherungsverträgen hat. Wir werfen einen Blick auf die Neuerungen aus Sicht der Wissenschaft, der Bilanzersteller, der Prüfer, der Aufsicht und der Bilanzanalysten. Der Workshop geht der Frage nach, wie die neuen Vorschriften den Informationsgehalt von Bilanz und GuV zukünftig beeinflussen, und ob sie zu einer Harmonisierung von Bilanz- und Aufsichtsrecht führen.
Konkrete Problemfelder liegen hierbei in der Abbildung des Risikos der versicherungstechnischen Verpflichtungen über eine „Risikoanpassung“ sowie in der Volatilität des Werts der versicherungstechnischen Verpflichtungen aufgrund der zu wählenden Diskontierungsfaktoren.
Ähnliche Problemfelder stellen sich auch für Solvency II: Die „Risikoanpassung“ soll in der Standardformel über einen „Cost-of-Capital“-Ansatz erfolgen, der die Frage nach darin verborgenen Eigenkapitalbestandteilen aufwirft. Die der marktkonsistenten Bewertung inhärente Volatilität wiederum führt zu der Frage, ob die kurzfristigen Wertschwankungen der Langfristigkeit von Versicherungsverträgen gerade im Lebensversicherungsbereich Rechnung tragen, ob also die Solvenzlage zutreffend abgebildet wird.